INFOS ZU WASCHBÄREN Missverstandene Überlebenskünstler
Waschbären sind faszinierende Tiere, die für ihre klugen und neugierigen Eigenschaften bekannt sind. In vielen Teilen der Welt sind sie mittlerweile keine Seltenheit mehr – doch ihre Geschichte ist eng mit dem menschlichen Handeln verbunden. Auch wenn Waschbären in vielen Gebieten als „invasive Art“ gelten, ist dies oft das Ergebnis menschlicher Entscheidungen und nicht der Tiere selbst.
Ein Tier gilt als invasive Art, wenn es in einem Gebiet lebt, in dem es ursprünglich nicht heimisch ist, und dort eine negative Auswirkung auf die Umwelt, andere Tiere oder sogar den Menschen hat. Waschbären sind ursprünglich in Nordamerika zu Hause, wurden aber im Zuge der Pelzindustrie durch den Menschen in viele andere Teile der Welt gebracht, insbesondere nach Europa. Ihr dichtes, weiches Fell wurde geschätzt und landete oft auf den Pelzmarkt, wo es zu Mänteln, Mützen und anderen Kleidungsstücken verarbeitet wurde. Für einen einzigen Pelzmantel werden etwa 50 Waschbären getötet. Diese Zahl zeigt, wie viele Tiere für ein Luxusprodukt leiden und sterben müssen. Waschbären fühlen sich in den meisten städtischen und ländlichen Umgebungen schnell wohl und finden dort ausreichend Nahrung und Unterschlupf – oft in unmittelbarer Nähe zum Menschen.
Waschbären sind echte Überlebenskünstler. Ihre Anpassungsfähigkeit hat ihnen geholfen, sich schnell in neuen Lebensräumen zu etablieren. Doch leider bedeutet ihre Fähigkeit, sich in fremden Umgebungen zu behaupten, auch, dass sie die Balance der einheimischen Ökosysteme stören können. Sie greifen Nester von Vögeln und kleineren Tieren an, fressen Eier und bedrohen so den Fortbestand einiger Arten. Auch in landwirtschaftlichen Betrieben richten sie Schaden an, indem sie beispielsweise Ernten plündern oder Zäune beschädigen. Doch das eigentliche Problem liegt nicht bei den Waschbären selbst, sondern bei den Umständen, die der Mensch geschaffen hat. Die Tiere wurden häufig in Gebieten angesiedelt, in denen sie keinen natürlichen Feind haben, und so können ihre Populationen unkontrolliert wachsen.
Waschbären sind dank ihres süßen Aussehens oft Opfer unüberlegter „Rettungsaktionen“. Doch was viele nicht wissen: Einmal in menschlicher Obhut aufgezogene Waschbären dürfen laut Gesetz nicht mehr ausgewildert werden. Dadurch verlieren die Tiere die Fähigkeit, in der Wildnis zu überleben, und sind auf ein Leben im Gehege angewiesen – was weder ihren natürlichen Bedürfnissen entspricht noch ihnen echte Freiheit bietet.
In der Pelzindustrie werden Waschbären oft unter extrem beengten Bedingungen gehalten. Laut bundesweiter Säugetierverordnung wird Waschbären mindestens 30 Quadratmeter Platz pro Tier, plus 2 Quadratmeter für jedes weitere zugesprochen. Das bedeutet, dass auf einem Gehege von 150 Quadratmetern (was in etwa unserem Gehege entspricht) 62 Waschbären theoretisch gehalten werden könnten – was völlig unvorstellbar für eine artgerechte Haltung ist! Waschbären sind aktive Tiere, die viel Platz zum Klettern und Erkunden benötigen. Auf so wenig Raum würde es zu Stress und Gesundheitsproblemen kommen.
Trotz ihrer Rolle als invasive Art haben Waschbären auch eine Bedeutung in den Ökosystemen, in denen sie leben. Sie tragen zur Verbreitung von Samen bei, fressen Insekten und kümmern sich um viele kleine Tiere, die in der Natur eine Rolle spielen. Sie sind ein Teil des natürlichen Kreislaufs – Auch wenn sie als „invasiv“ gelten, ist es wichtig zu bedenken, dass sie nicht absichtlich den natürlichen Lebensraum anderer Tiere stören – sondern oft schlichtweg das Ergebnis menschlicher Entscheidungen sind.